"Erziehung und Disziplin"
In diesem Interview der Zeitschrift "Spiegel" mit dem Pädagogen Bueb wird das Thema Erziehung und Disziplin besprochen. Bueb verfasste am Ende seinen Beruflebens als Leiter eines Elite-Internats die Streitschrift: "Der Bildungsnotstand in Deutschland ist die Folge eines Erziehungsnotstandes."
Bueb behauptet, dass in Deutschland zu viel von Bildung gesprochen wird und die Erziehung dabei zu wenig beachtet wird. Seiner Meinung nach führt nur die richtige Erziehung zu schulischem oder akademischen Erfolg. Die Menschen benötigen ein gewisses Selbstwertgefühl, um diesen Erfolg zu erlangen. Die Inhalte für diese Erziehung sind die großen Werte der Gesellschaft, nämlich Gerechtigkeit, Freiheit und Wahrheit. Um diese Werte der Gesellschaft erlangen zu können, brauen wir auch Sekundärtugenden wie Gehorsam, Pünktlichkeit und Ordnungssinn, erklärt Bueb. An dem Beispiel von Oskar Lafontaine, das im Text erwähnt wird, kann man erkennen, dass Bueb es für wichtig hält, eine gewisse Disziplin in die Erziehung zu bringen. Es schadet jedoch immer, wenn die Sekundärtugenden nichts mehr gelten.
Bueb erklärt die schlechte Erziehung an Hand eines Beispiels mit Gärtnern und Töpfern. Die Gärtner korrigieren den "Wuchs" sachte, während die Töpfer formen und klare Konturen geben. Genauso wie die Töpfer sollten die Pädagogen und die Erziehenden sein.
Spiegel erwähnt dabei die NS-Zeit in Verbindung mit den Töpfern, doch Bueb bleibt bei seiner Meinung und erklärt, dass Erziehung zu allen Zeiten eine Gratwanderung ist. Mütter, Väter und Lehrer sollten nur stets von neuem die Mitte suchen. Zu diesem Thema, die Mitte zu finden, kommt das Problem, dass die Menschen dabei mit Mühe immer die Extreme erproben. Bueb erwähnt in diesem Zusammenhang wieder die Disziplin als Rückgrat der Erziehung.
Disziplin ist für jeden Menschen wichtig, um im Leben weiterzukommen. Es gibt sowohl eine positive als auch eine negative Form der Disziplin. Für mich persönlich ist positive Disziplin zum Beispiel eine Erziehung, in der es eine klare Ansage von den Eltern gibt, aber das Kind trotzdem noch Freiheiten hat, um auch selbständig Erfahrungen machen zu können. Ich bringe auch das Thema Strafen und Bestrafung in Verbindung mit positiver Disziplin. Wenn ein Kind etwas angerichtet oder ausgefressen hat, sollte es die Folge dafür in Kauf nehmen und lernen, wie man sich richtig verhält. Mit Bestrafung sollte man es aber nicht übertreiben, weil das Kind sein Verhalten dann schlussendlich nur vor dem Strafenden ändert. Gewalt sollte natürlich gänzlich ausgeschlossen werden. Ein diszipliniertes Kind hat es auch in der Zukunft leichter, da es ein gutes Verhaltensmuster in verschieden Situationen zeigen kann.
Negative Disziplin verbinde ich mit der oben erwähnten falschen Bestrafung. Gewalt hat mit Disziplin und Erziehung nichts zu tun. Ein Kind, dass durch Gewalt erzogen wurde, hat bestimmt ein falsches Bild von Disziplin.
Ein weiterer wichtiger Aspekt zu Disziplin, ist für mich auch der schulische und berufliche Erfolg. Man erkennt zum Beispiel in einer Schule sofort, wer diszipliniert und anständig ist und wer nicht. Höflichkeit und Respekt vor den Lehrern zu zeigen lernt man schon früh. Auch Pünktlichkeit zählt zu einem disziplinierten Verhalten. Es gibt auch im Beruf und in der Schule bestimmte Regeln bzw. Verhaltensvereinbarungen, die man womöglich nur einhält, wenn man diszipliniert erzogen wurde. Für jemanden, der nicht richtig erzogen wurde ist es bestimmt schwerer sich in manchen Situationen richtig zu verhalten.
Bueb behauptet in dem Interview, Disziplin sei das Tor zum Glück. Ich stimme dem zu, weil ich denke, ein Mensch, der keinerlei Disziplin oder seine Grenzen nicht kennt, im Leben nicht weit kommt. Eine richtige, disziplinierte Verhaltensweise ist wichtig in jeder Lebenssituation. Zum Beispiel bei Bewerbungsgesprächen bzw. Vorstellungsgesprächen, oder vielen anderen Dingen, die unsere Zukunft beeinflussen. Disziplin kann einem orientierungslosen Kind auch helfen Entscheidungen zu treffen, erklärt Bueb. Auch das ist wichtig für die Zukunft.
Zusammenfassend wird in diesem Text ausgedrückt, wie wichtig Disziplin für unsere Erziehung ist. Die richtige Erziehung ist nicht nur wichtig für ein gutes Verhalten, sondern auch für die Bildung und viele andere Situationen im Leben. Es soll aber auch der Ausdruck vermittelt werden, nicht mit Gewalt zu versuchen ein Kind zu erziehen.
Mittwoch, 27. Mai 2009
Montag, 11. Mai 2009
Portfolio 2: Reportage
„Michael Berg“. Eine Reportage über einen großen Abschnitt seines Lebens.
„Mit dem Blumenstrauß in der Hand stand ich unschlüssig vor der Tür und den Klingeln. Ich wäre lieber umgekehrt. Aber dann kam ein Mann aus dem Haus, fragte, zu wem ich wolle, und schickte mich zu Frau Schmitz im dritten Stock. Meine Mutter sagte ich solle mich bei der Frau bedanken, weil sie mich nach Hause brachte als ich krank war und vor ihrem Haus erbrechen musste“, erzählt der unsichere Teenager Michael Berg.
Er war damals ein 15 jähriger Junge der ohne Selbstbewusstsein und ohne sexuelle Erfahrungen eine Affäre mit einer älteren Frau hatte. Durch diese Beziehung wurde er sehr selbstsicher im Umgang mit Mädchen und profitierte von seiner plötzlichen Männlichkeit. Er hielt die Affäre vor seiner Familie und seinen Freunden geheim und besuchte Hanna Schmitz, die ungefähr 20 Jahre älter war als er, nach Schulschluss oder am Ende ihres Arbeitstages.
„Ich war ein guter Schüler, habe aber nie besondere Ziele verfolgt. Meine Gefühle zu Hanna trennten mich von meinen Problemen mit der Familie und der Schule“, sagt Michael „Ich war ein dahinträumender, durchschnittlicher Jugendlicher und versuchte wegen meiner Gefühlsunsicherheit gegenüber meinen Altersgenossen Souveränität und Überlegenheit auszustrahlen. Das fiel mir leichter seit ich Hanna hatte.“
Die immerwährende Unsicherheit und Angst Hanna zu verlieren sorgte dafür, dass Michael sich ihr gegenüber ständig unterordnen ließ. Er gab sich bei jedem Streit die Schuld, obwohl er nicht verstanden hatte wieso er Schuld sein sollte.
Michaels Familie
„Im Rückblick finde ich es beachtlich, dass meine Eltern bereit waren, mich Fünfzehnjährigen eine Woche lang alleine zu Hause zu lassen. Wahrscheinlich hatten sie meine Selbständigkeit bemerkt, die durch die Begegnung mit Hanna in mir gewachsen war. Ich war verantwortungsbewusster und vertrauenswürdiger als bisher.“
Der fünfzehnjährige Michael schaffte es tatsächlich seine Familie für eine Woche aus dem Haus zu bringen und Urlaub zu machen. Er wollte nämlich in den Osterferien mit Hanna eine Fahrradtour machen, was er dann auch konnte. Michaels Mutter war immer sehr besorgt wenn er erst spät nach Hause kam und sie nicht wusste wo er war. „Ich sagte immer, ich hätte mich verirrt. Ich hätte einen Spaziergang über den Ehrenfriedhof zur Molkenkur geplant, sei aber lange nirgendwo und schließlich in Nußloch angekommen. Ich sagte, ich hatte kein Geld und musste nach Hause laufen“, berichtet Michael. Sein Vater war mehr verärgert als besorgt. Er war Professor für Philosophie, und Denken soll sein Leben gewesen sein, sagte Michael, „Denken und Lesen und Schreiben und Lehren. Manchmal hatte ich das Gefühl, wir, seine Familie, seien für ihn wie Haustiere. Ich hätte gerne gehabt dass wir, seine Familie, sein Leben gewesen wären.“
Seine Schwester und sein Bruder durchschauten Michaels kleine Lügengeschichten, wussten aber trotzdem nichts von seiner heimlichen Affäre mit der 37 jährigen Frau.
Die Zeit ohne Hanna
„Ich kam zur üblichen Stunde und klingelte. Ich sah durch die Tür, alles sah aus wie sonst, und ich hörte die Uhr ticken. Als sie für längere Zeit nicht kam, erfuhr ich schlussendlich dass sie ausgezogen war“, sagte Michael.
Die übliche Schuld verfolgte ihn wieder. Jahre lang fragte er sich warum er nicht da war, als er sie manchmal in der Öffentlichkeit gesehen hatte. Hanna war für ihn ein Geheimnis und deshalb konnte er nicht zu ihr gehen wenn er sie außerhalb ihrer Wohnung sah.
Er warf sich vor in den letzten Monaten mit ihr halbherzig gewesen zu sein, sie verleugnet und verraten zu haben. Michaels Nachmittage verloren an Gestalt und es dauerte eine Weile, bis er aufhörte überall nach ihr Ausschau zu halten.
„Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und die Gefühle einer Schuld verschwanden. Die Erinnerungen hörten auf mich zu begleiten“, sagte er.
Die nächsten Jahre in der Schule verbrachte Michael erfolgreich und besuchte eine Universität. Sein gewähltes Studium, Rechtswissenschaft, fiel ihm nicht schwer und auch Freundschaften, Liebschaften und Trennungen fielen ihm nicht besonders schwer.
„Ich gewöhnte mir ein großspuriges, überlegenes Gehabe an und präsentierte mich als einen, den nichts berührt, erschüttert oder verwirrt.
Michaels Seminar
Als Student besuchte Michael das Seminar von dem Professor, der damals über die Nazi-Vergangenheit und die einschlägigen Gerichtsverfahren arbeitete. Michael und ein paar andere Studenten hatten die Möglichkeit einen KZ-Prozess mitzuverfolgen. Die Angeklagten waren KZ-Wächterinnen.
„Ich sah Hanna im Gerichtssaal wieder“, erzählte Michael.
Hanna Schmitz wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt weil sie eine KZ-Wächterin war.
Michaels Wiedersehen mit Hanna löste keine Gefühle bei ihm aus. Er beobachtete sie ständig bei den Gerichtsverhandlungen aber fühlte nichts mehr. Ihm wurde später auch klar, dass er sich schon lange von ihr getrennt hatte und sie nicht mehr dieselbe Hanna war die er geliebt hatte.
„Mit dem Blumenstrauß in der Hand stand ich unschlüssig vor der Tür und den Klingeln. Ich wäre lieber umgekehrt. Aber dann kam ein Mann aus dem Haus, fragte, zu wem ich wolle, und schickte mich zu Frau Schmitz im dritten Stock. Meine Mutter sagte ich solle mich bei der Frau bedanken, weil sie mich nach Hause brachte als ich krank war und vor ihrem Haus erbrechen musste“, erzählt der unsichere Teenager Michael Berg.
Er war damals ein 15 jähriger Junge der ohne Selbstbewusstsein und ohne sexuelle Erfahrungen eine Affäre mit einer älteren Frau hatte. Durch diese Beziehung wurde er sehr selbstsicher im Umgang mit Mädchen und profitierte von seiner plötzlichen Männlichkeit. Er hielt die Affäre vor seiner Familie und seinen Freunden geheim und besuchte Hanna Schmitz, die ungefähr 20 Jahre älter war als er, nach Schulschluss oder am Ende ihres Arbeitstages.
„Ich war ein guter Schüler, habe aber nie besondere Ziele verfolgt. Meine Gefühle zu Hanna trennten mich von meinen Problemen mit der Familie und der Schule“, sagt Michael „Ich war ein dahinträumender, durchschnittlicher Jugendlicher und versuchte wegen meiner Gefühlsunsicherheit gegenüber meinen Altersgenossen Souveränität und Überlegenheit auszustrahlen. Das fiel mir leichter seit ich Hanna hatte.“
Die immerwährende Unsicherheit und Angst Hanna zu verlieren sorgte dafür, dass Michael sich ihr gegenüber ständig unterordnen ließ. Er gab sich bei jedem Streit die Schuld, obwohl er nicht verstanden hatte wieso er Schuld sein sollte.
Michaels Familie
„Im Rückblick finde ich es beachtlich, dass meine Eltern bereit waren, mich Fünfzehnjährigen eine Woche lang alleine zu Hause zu lassen. Wahrscheinlich hatten sie meine Selbständigkeit bemerkt, die durch die Begegnung mit Hanna in mir gewachsen war. Ich war verantwortungsbewusster und vertrauenswürdiger als bisher.“
Der fünfzehnjährige Michael schaffte es tatsächlich seine Familie für eine Woche aus dem Haus zu bringen und Urlaub zu machen. Er wollte nämlich in den Osterferien mit Hanna eine Fahrradtour machen, was er dann auch konnte. Michaels Mutter war immer sehr besorgt wenn er erst spät nach Hause kam und sie nicht wusste wo er war. „Ich sagte immer, ich hätte mich verirrt. Ich hätte einen Spaziergang über den Ehrenfriedhof zur Molkenkur geplant, sei aber lange nirgendwo und schließlich in Nußloch angekommen. Ich sagte, ich hatte kein Geld und musste nach Hause laufen“, berichtet Michael. Sein Vater war mehr verärgert als besorgt. Er war Professor für Philosophie, und Denken soll sein Leben gewesen sein, sagte Michael, „Denken und Lesen und Schreiben und Lehren. Manchmal hatte ich das Gefühl, wir, seine Familie, seien für ihn wie Haustiere. Ich hätte gerne gehabt dass wir, seine Familie, sein Leben gewesen wären.“
Seine Schwester und sein Bruder durchschauten Michaels kleine Lügengeschichten, wussten aber trotzdem nichts von seiner heimlichen Affäre mit der 37 jährigen Frau.
Die Zeit ohne Hanna
„Ich kam zur üblichen Stunde und klingelte. Ich sah durch die Tür, alles sah aus wie sonst, und ich hörte die Uhr ticken. Als sie für längere Zeit nicht kam, erfuhr ich schlussendlich dass sie ausgezogen war“, sagte Michael.
Die übliche Schuld verfolgte ihn wieder. Jahre lang fragte er sich warum er nicht da war, als er sie manchmal in der Öffentlichkeit gesehen hatte. Hanna war für ihn ein Geheimnis und deshalb konnte er nicht zu ihr gehen wenn er sie außerhalb ihrer Wohnung sah.
Er warf sich vor in den letzten Monaten mit ihr halbherzig gewesen zu sein, sie verleugnet und verraten zu haben. Michaels Nachmittage verloren an Gestalt und es dauerte eine Weile, bis er aufhörte überall nach ihr Ausschau zu halten.
„Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und die Gefühle einer Schuld verschwanden. Die Erinnerungen hörten auf mich zu begleiten“, sagte er.
Die nächsten Jahre in der Schule verbrachte Michael erfolgreich und besuchte eine Universität. Sein gewähltes Studium, Rechtswissenschaft, fiel ihm nicht schwer und auch Freundschaften, Liebschaften und Trennungen fielen ihm nicht besonders schwer.
„Ich gewöhnte mir ein großspuriges, überlegenes Gehabe an und präsentierte mich als einen, den nichts berührt, erschüttert oder verwirrt.
Michaels Seminar
Als Student besuchte Michael das Seminar von dem Professor, der damals über die Nazi-Vergangenheit und die einschlägigen Gerichtsverfahren arbeitete. Michael und ein paar andere Studenten hatten die Möglichkeit einen KZ-Prozess mitzuverfolgen. Die Angeklagten waren KZ-Wächterinnen.
„Ich sah Hanna im Gerichtssaal wieder“, erzählte Michael.
Hanna Schmitz wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt weil sie eine KZ-Wächterin war.
Michaels Wiedersehen mit Hanna löste keine Gefühle bei ihm aus. Er beobachtete sie ständig bei den Gerichtsverhandlungen aber fühlte nichts mehr. Ihm wurde später auch klar, dass er sich schon lange von ihr getrennt hatte und sie nicht mehr dieselbe Hanna war die er geliebt hatte.
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